22. Februar 2024 | Reden

Rede zum „Tanzverbot“ an Karfreitag

Meine Rede zum Gesetzentwurf „Fünftes Gesetz zur Änderung des Feiertagsgesetzes“ der Fraktion DIE LINKE vom 22.02.2024. Ihr könnt euch die Debatte auch hier beim RBB anschauen.

Drucksache zum Tagesordnungspunkt 7/9161

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

Ich finde diese Debatte wirklich sehr spannend. Eigentlich steht hinter der Frage des Tanzverbotes so viel mehr an gesellschaftlicher Debatte und Auseinandersetzung als die Frage, ob in den Brandenburger Clubs das Tanzbein geschwungen wird. Wir leben in einer Gesellschaft, in der die Zugehörigkeit zur Religion abnimmt und auch andere Religionsgemeinschaften eine stärkere Rolle einnehmen. Wir müssen uns damit auseinandersetzen, wie wir mit geerbten christlichen Traditionen und Feiertagen umgehen.

Eigentlich müssten wir nicht nur die Frage diskutieren, ob wir tanzen gehen können, sondern auch die Frage, wieso eigentlich so viele am Karfreitag und am Ostermontag, wo ja eigentlich der Ostersonntag der wirklich besondere Tag ist, freihaben, wenn doch nur so wenige tatsächlich den stillen Tag begehen und das Fest des Lebens feiern, und wie wir mit Feiertagen anderer Religionsgemeinschaften umgehen.

Ich für meinen Teil kann sagen: Ich glaube an Gott. Ich glaube aber auch daran, dass es Gott gar nicht so wahnsinnig wichtig ist, wie ich mich entscheide, wie ich den Karfreitag begehen will, und vor allem, dass es ihm nicht so wahnsinnig wichtig ist,

(Zuruf: Ihr! – Heiterkeit der Abgeordneten Raschke [B90/GRÜNE] und Domres [Die Linke])

ob die vielen nichtchristlichen Menschen in unserem Land am Karfreitag tanzen gehen oder wie sie diesen Tag begehen. Persönlich finde ich daher: Wir sollten das Tanzverbot abschaffen. Das sehen aber nicht alle in meiner Partei und vor allem – ich glaube, das ist sehr deutlich geworden – in dieser Koalition so. Wir werden dem Gesetzentwurf folglich auch nicht zustimmen.

Vielleicht geht es in dieser Frage aber auch gar nicht so sehr um Parteigrenzen. Dass Bodo Ramelow die Idee nicht teilt und dass es sicherlich in allen Parteien Auseinandersetzungen darüber gibt, ist ja deutlich geworden.

Ebenso sehen das viele Menschen aus der christlichen Gemeinschaft – aus zum Teil guten Gründen – anders. Alexander Maßmann schreibt auf „evangelisch.de“ – ich zitiere -:

„[D]ie Bewahrung des Karfreitags als eines stillen Tages ist auch ein Angebot an diejenigen, die nicht an Jesus Christus glauben. Denn auch für sie stellt sich die Frage, ob sie sich der dunklen Seite des Lebens bewusst stellen.“

Was er uns mitgeben will, ist, dass es so wichtig ist, innezuhalten. Ich würde mir sehr wünschen, dass die Kirchen weiterhin über ihre Mitgliedschaft hinaus Angebote machen, einen Raum zum Innehalten und für Trauer anbieten. Ich bin fest davon überzeugt, dass ein ehrliches Angebot, gemeinsam zu trauern, aber danach mit dem Osterfest auch gemeinsam das Leben zu feiern, keine Beschränkung anderer braucht, um Gemeinschaft und Glauben zu leben. – Herzlichen Dank.

(Beifall B90/GRÜNE, SPD und DIE LINKE)

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