Am letzen Wochenende durfte ich auf der Demo gegen den Autokorso der „Freiheitsboten“ in Senftenberg sprechen. Diese fordern die sofortige Aufhebung der Corona-Maßnahmen. Dagegen positionierte ich mich klar mit dieser Rede:
„Heute morgen meldete das Robert-Koch-Institut erneut 551 Todesopfer der Pandemie innerhalb eines Tages in Deutschland. Seit Monaten lesen wir jeden Tag von Todeszahlen in Höhe von mehreren Hundert Menschen, teils über 1000. Das alles sind keine Zahlen, sondern Menschen, die aus ihren Familien und Freundeskreisen gerissen werden. Hinzu kommen jeden Tag Menschen, die die Krankheit zwar überstehen, aber auf unbestimmte Zeit Folgeschäden mit sich tragen werden. Dazu gehören sehr bekannterweise der Verlust des Geschmacks und Geruchssinn und anhaltende Müdigkeit, aber auch Herzmuskelentzündungen oder Sprach- und Gedächtnisstörungen.
Die hunderten Toten jeden Tag und die tausenden bis zehntausenden Neuinfizierten machen uns betroffen und traurig. Sie machen Angst. Genauso wie es Angst macht, über Wochen und Monate seine Familie und Freund*innen nicht sehen zu können. Nicht normal arbeiten zu können, weil das Geschäft in dem man arbeitet schlicht nicht aufmacht. Oder parallel im Home Office zu arbeiten und seine oder ihre Kinder zu betreuen und dabei noch zu unterrichten.
Das alles sind Sachen, die wir gerade ertragen. Aus Solidarität. Wir tragen Masken aus Solidarität, wir halten Abstand aus Solidarität. Wir schützen uns.
Denn auf der anderen Seite steht unser Gesundheitssystem, Pflegekräfte und Ärztinnen kämpfen im Krankenhaus Niederlausitz, im CTK in Cottbus und an vielen anderen Fronten für das Leben unserer Mitmenschen.
All diese Solidarität, all dieses Engagement, all dieser Verzicht, wird von denen, die heute hupend durch die Stadt fahren mit Füßen getreten.
Ich bin wütend und erschüttert über die Verantwortungslosigkeit und den Egoismus gegenüber unserer Gesellschaft und vor allem den Schwächsten in unserer Gesellschaft, der bei solchen Demos gezeigt wird.
Und nicht nur das: Der Buttersäureanschlag zeigt uns eine neue Dimension. Eine Dimension von Gewalt, die wir hier als Demokratinnen und Demokraten nicht akzeptieren! Wir stellen uns dem hier entschlossen entgegen!
Ich danke euch, dass wir das gemeinsam tun. Ich danke euch, dass wir auf die schlimme Situation, die wir alle durchleben, nicht mit Gewalt, Hass und Egoismus reagieren – sondern mit Menschlichkeit uns Solidarität.
Natürlich fänden wir es alle schön, wenn Kinder und Jugendliche wieder in die Schule gehen würden. Wenn wir wieder normal und unbeschwert einkaufen gehen können, uns die Haare schneiden lassen und vor allem: auf unseren Intensivstationen wieder Normalzustand einkehren würde.
Im Gegensatz zu denen, die sich hier als “Freiheitsboten” bezeichnen, haben wir uns von den Fakten nicht verabschiedet!“
Übrigens beschäftigen Laura, Lucie und ich uns in der nächsten Podcastfolge mit Querdenker*innen in unseren drei Bundesländern und wie wir politsich mit dieser Bewegung umgehen können.